Moses hat uns mit seiner freundlichen Art überzeugt, dass wir ihn fragen ob er uns nicht auch nach Sigiriya fahren kann. So starten wir am nächsten Morgen früh um 7 zu dem wohl bekanntesten Felsen in der zentralen Hochebene.
Auf dem etwa 360m hohen Monolithen liegen die 1500 Jahre alten Ruinen des Zentrums des untergegangenen Königreichs von Kassapa.
Errichtet wurde es von König Kasyapa der seinen Vater ermordete um den Thron zu besteigen, aus Angst vor Rache seinen Halbbruders, dem rechtmäßigen Thronfolger, erbaute er eine uneinnehmbare Festung auf dem Felsen. 16 Jahre lang herrsche er über das Reich bis er schließlich auf dem Schlachtfeld fiel und der rechtmäßige Thronfolger seinen Platz einnahm.
Wir erklimmen die unzähligen Stufen hinauf zum Gipfel vorbei an den Löwentatzen, die einzigen Überreste des ehemaligen Löwentors.
Weiter hinauf geht es bequem auf modernen Stahltreppen, nebenan sieht man die ursprünglichen Treppen und man fragt sich unweigerlich wie viele es nicht geschafft haben bis hinauf zu kommen. Oben angelangt erstreckt sich ein riesiges Plateau mit den Grundmauern der Palastgebäude. Alle Gebäude wurden aus Ziegelsteinen errichtet und jeder einzelne wurde von Hand herrauf getragen.
Wir werden mit einer fantastischen 360 Grad Aussicht belohnt. Dank Moses der uns bis hinauf begleitet und die Kinder unterhält, läuft sogar unsere sonst etwas lauffaule Elsa ganz allein bis hoch. Moses kann es gar nicht fassen, er war wohl schon 400 mal hier und an manchen Tagen 3 mal, aber noch nie mit so wenig Menschen. Vor Corona waren hier täglich 6.000 und an Wochenenden bis zu 9000 Menschen, heute sind es wenn es hoch kommt 50.
Weiter am Fels entlang gelangen wir zur Spiegelwand mit alten Graffiti. Die Kommentare zu den Wolkenmädchen aus dem 6. bis 14. Jhd. sind für Wissenschaftler ein Segen. Sie zeigen die Entwicklung der Sprache und wertschätzung gegenüber der Kunst und Schönheit. Die Wolkenmädchen sind Fresken aus dem 5. Jhd. und befinden sich wenige Meter weiter oben gut geschützt von einem Überhang und zeigen halbnackte junge Mädchen, in dieser sehr prüden Gesellschaft wirken sie schon fast skandalös, dementsprechend auch die Kommentare an der Spiegelwand.

Am nächsten Tag besuchen wir Ritigala.
Die archäologische Stätte besteht aus den sehr alten Ruinen eines buddhistischen Klosters. Eingebettet in nahezu unberührte Natur wirkt dieser Ort abgeschieden, friedlich und wunderschön ursprünglich, denn hier sind nur ein kleiner Teil der Gebäude entdeckt, ausgegraben oder vollständig Instand gesetzt.
Wir spazieren entlang uralter und bizarr gewachsener Bäume und durch die steinerneren Zeugen des Klosters. Abgerundet wird unser Ausflug mit einer Abkühlung am Fluss.
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Einmal bis ganz hoch |
Mit einer Abkühlung beginnt auch unser nächster Tag. Wir halten auf unserem Weg nach Dambulla an einem hinduistischen Tempel an, davor liegt ein wunderschöner Lotusteich in dem zwei junge Männer gerade ihre Morgentoilette verrichten. Inklusive Zähneputzen! Obwohl wir das schon öfter gesehen haben, irritiert uns der Anblick doch immer wieder etwas. Nicht alle Häuser haben Wasseranschluss und öffentliche Badehäuser wie wir es beispielsweise aus Bolivien oder Peru kennen gibt es auch nicht. Daher gibt es an Seen und Flüssen Badestellen, vorzugsweise in der Nähe von Tempeln, da es hier meistens etwas sauberer ist und weniger Müll herrum liegt. Dort wird natürlich in voller Bekleidung gebadet, sich eingeseift und gleich die Wäsche mit gewaschen. Durch die Wärme trocknet alles schnell wieder und man kann nach kurzer Zeit seiner Wege gehen.
Die Kinder freuen sich über jede Abkühlung, denn es herrschen immer um die 30 Grad und wagen sich ins Wasser, Moses ist wieder sehr kreativ baut uns aus den großen Lotusblättern tolle Hüte.
In Dambulla besichtigen wir dann den Höhlentempel. Die Wandbilder stammen aus dem ersten Jahrhundert v. Chr. und wurden mit der Zeit, entgegen den meisten renovierten Dogbas immer schöner.
Es ist laut, es wird wild durcheinander gerufen in einer Sprache (singhalesisch) die für uns wie Singsang klingt. Wir sind auf dem Markt von Dambulla, dem größten Umschlagsplatz für frische Lebensmittel im Land. Es wird gebuhlt, gefeilscht, geschnattert und gelacht. Wir sehen allerlei kurioses Obst und Gemüse, lebende Fische in Frischhaltetüten und sind voll in unserem Element. Nirgends, so finden wir, bekommt man ein Land und seine Menschen mehr zu spüren als auf den lebendigen Märkten.
Zum Sonnenuntergang führt uns Moses auf seinen Hausberg, den Monolithen direkt hinter seiner Hütte, danach bekommen wir eine Hausführung.
Ehrlich gesagt sind wir ein wenig entsetzt wie einfach alles gehalten ist. Die Küche, ohne Fenster besteht aus fest gestampften und etwas öligem Lehmboden mit einer offenen Feuerstelle. Aufgrund der noch immer anhaltenden nächtlichen Regengüsse und dem Berg hinter dem Haus steht in der Küche 5cm hoch Wasser. Das Schlafzimmer mit einem rustikalem Bett, teilt er sich mit seiner Frau und der 7 jährigen Tochter, außerdem gibt es ein Sofa wo alle Kleidung der Familie liegt. Es ist feucht und dunkel. Schränke oder andere Möbelstücke gibt es nicht. Fließend Wasser auch nicht. Trinkwasser, gebadet und gewaschen wird im See vor der Tür. In Deutschland wäre das die teuerste Wohngegend der Stadt, denn die Hütte liegt direkt am großen Stausee und mit dem Felsen hinter seiner Hütte hat er jeden Abend ein wunderschönes Naturschauspiel mit Farben von blau über lila, rosa bis tief rot das sich im See spiegelt.
Wir verbringen einen wunderschönen und interessanten Abend mit Moses und bedauern schon jetzt unseren morgigen Abschied von ihm. Bei einem Bier zum Sonnenuntergang schwärmt er von seinem leben. Er hat alles was er braucht und könnte sich keinen schöneren Ort vorstellen. Sein herzliches Lachen und seine Augen lassen uns keinem Zweifel daran haben.
Am nächsten morgen holt er uns früh ab und wir machen noch einen kleinen Abstecher in die ansässige Bäckerei. Es ist stickig und dunkel aber duftet fantastisch nach frischem Brot. Hier wird noch richtig Brot gebacken und ist reine Männerarbeit. Der Teig wird per Hand geknetete, seit die letzte Maschine ausgefallen ist, was wohl schon ein paar Monate zurück liegt. Per Handwaage wird er portioniert und gerollt, dass alles passiert in rasender Geschwindigkeit. Nach dem gehen kommt er in den Holzoffen der alles ist ein feuriges rotes Licht hüllt.

In Polonnaruwa heißt es dann Abschied nehmen. Es fällt uns allen schwer, Moses ist uns in den letzten Tagen sehr ans Herz gewachsen. Und auch er muss beim umarmen schwer schlucken.
Polonnaruwa 25.- 28.Oktober
Hier kommen wir in einem Homestay unter und die Kinder gehen direkt auf Tuchfühlung mit der Familie. Die zwei Jungs sind fast im selben Alter und freuen sich über Gesellschaft. Für uns ist es wieder mal fantastisch zu sehen, wie sich die Kinder ohne gemeinsame Sprache anfreunden und spielen. Beidseitig werden die paar Brocken englisch ausgetauscht, diese reichen aus um die nächsten Tage zusammen ausgiebig zu toben.
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unser Host war früher Minenarbeiter |

Polonnaruwa war vom 11-13 Jahrhundert Hauptstadt der Insel, in dieser kurzen Epoche erreichte die buddhistische Kunst und Architektur eine Blütezeit und die Steinmetzarbeiten gelten als die schönsten der Insel. Die Überreste der Hauptstadt erstrecken sich in einen riesigen Areal, welches wir nun zu fünft auf zwei Fahrrädern erkunden. Auch das geht. Wir kurven den ganzen Tag zwischen den Ruinen herum und werden gegen späten Nachmittag von Regen überrascht.
Regen ist dabei milde ausgedrückt, es schüttet aus Kannen und wir schaffen es gerade so zum Tivanka Image House, wo sich die einzigen erhaltenen Wandgemälde aus dieser Epoche befinden. Dort studieren wir das frühere leben Buddas und warten wir den schlimmsten Regenguss ab. Nach einer Stunde müssen wir weiter um nicht in die dunkelheit zu geraten. Der Regen ist warm und so stört uns die Abkühlung von oben wenig. Wir biegen noch kurz vor unserer Unterkunft zum Archäologischem Museum ab um der Nässe zu entfliehen. Leider sind die gerade im Begriff zu schließen und wir werden in 20 min im wahrsten Sinne des Wortes durch das Museum gekehrt, hinter uns löschen sie das Licht und verschließen in jedem Raum die Türen.



Am nächsten Tag wollen wir eine Runde spazieren und im Stausee baden, als wir die passende Stelle gefunden haben sind wir schnell umringt von unzähligen Schaulustigen. Die Kinder finden schnell Anschluss und planschen mit den anderen um die Wette.
Es gibt hier keine Badekultur in unserem Sinne, alle hier herkommenden Menschen Baden nicht zum Spaß, sondern es ist die tägliche / wöchentliche Baderoutine. Nach einer Runde planschen im Wasser, wird zur Seife gegriffen und die Stellen die nicht von Hose, T-Shirt oder Decke verdeckt sind, abgewaschen. Nebenbei werden auch die mitgebrachten Sachen schnell mit Seife durchs Wasser gezogen. Später werden die Sachen dann auf Zäunen, Büschen oder einfach auf der Straße getrocknet. Die Zähne werden auch hier geputzt.
Sicher könnten wir noch viel Zeit mit dem entdecken alter Ruinen und den steinernen Hinterlassenschaften lange versunkener Kulturen verbringen, aber 4 von 5 sind der Meinung "genug gesehen". In unserer Demokratie sind das ganz knapp über 50% also gehts weiter.
Die Qual der Wahl zurück ans Meer oder ins Hochland nach Kandy? Früher Candy. Das ist englisch und heißt Süßigkeiten. Die Entscheidung viel 3 von 5 sehr leicht.