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Bolivien - Chochabamba, Nebelwald, Samaipata


DIE STRAßE HAT UNS WIEDER
Montag, der 15.05.2015 unser Tag 208, La Paz Flughafen - Lequepalca 

Nachdem wir Stunden auf dem Flughafen rum hängen ereichen wir gegen frühen Mittag endlich die Kinderärztin. Sie ist froh das wir uns melden, sie hatte nämlich unsere Nummer verbummelt. Da hätten wir noch lange auf ihre whats app mit Gretas Befunden warten können... Alles halb so wild es sind nur Bakterien im Darm und sie schickt uns ein Rezept per Mail. Die kommt dann erst gegen Nachmittag, nachdem wir erneut angerufen haben. Obwohl 3mal buchstabiert doch die falsche Adresse. Südamerika übt uns in Geduld. 

Mit fast einer Woche Verspätung fahren wir endlich aus La Paz raus. Nachden letzten Tankproblemen tanken wir ohne Probleme 90 Liter für 60 Euro aber nur ganz heimlich und der Tankwart flüstert. Denn er verdient dabei rund 20 Euro in die eigene Tasche. An einer Polizeikontrolle müssen wir auch das erste Mal unseren Führerschein und die Einreisepapiere vorzeigen. Der nette Beamte macht einen Stempel drauf und verlangt 10 Bolis Sören schaut ihn wohl etwas komisch an, sofort korrigiert er sich auf 5B. Tja Freund, das war zu schnell halbiert. Sören hat beschlossen nix zu zahlen und schaut noch verwundeter. Unser Auto ist groß genug, sodass die Straße solange gesperrt wäre bis wir weiter fahren. Es dauert keine 20 Sekunden und der Polizist winkt uns durch. Wir fahren bis es dunkel wird. Das wird es mittlerweile schon um halb 7.


ZWISCHENSTOPP
Tag 209, Lequepalca - Cochabamba

Schlechter aber enziger Übernachtungsplatz. Es ist laut und um unser Auto stehen und lärmen viele Leute. Etwas unheimlich aber es ist auch die erste Nacht seit langem wieder im womo und an keiner schönen Stelle. Dauert sicher wieder eine Weile bis wir uns wieder dran gewöhnt haben. Nach Cochabamba sind es noch gut 3 Stunden und Greta denkt nicht dran zu schlafen, aber ihr macht das fahren nicht mehr ganz so viel aus. Der lonley Planet empfiehlt ein indisches Restaurant, es ist dem Namen, Krishna nicht wert. Egal satt für 6 Euro und nachher gehen wir einkaufen, da rentiert sich das doppelt. Am anderen Ende der Stadt gibt es einen privaten Campingplatz mit jeder Menge Platz und jeder Menge Spielsachen. Das zieht mittlerweile bei uns. Wir treffen auf eine französische Familie und ein junges deutsches Pärchen, das auch mit dem Auto unterwegs ist. Die dritten in unserem Alter. Wir stellen fest, wir sind zu offenbar zu jung dafür. Für die Beiden geht es in die entgegengesetzt Richtung und wir erfahren, dass die Strecke die vor uns liegt nur was für Geländewagen sei. Mit Puschi unmöglich. Das wollen wir testen und der zu fahrende Umweg auf vermeindlich besseren Straßen beträgt das eineinhalbfache. 

 Plaza de Armas 




FAHRTAG
Tag 210, Cochabamba - Pojo

Gegen Mittag kommen wir los. Wir hoffen das Greta müde wird und während der fährt schläft. Da haben wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Wir kommen 200 km in knapp 7 Stunden voran und Greta ist putzmunter. Den ganzen Tag. Den Tieren am Wegesrand Namen geben und einen laut zuordnen. Selbst lenken und bei jedem Hupen lautstark meckern.  Wir fahren vorbei an einsamen Dörfern über den letzten hohen Pass, mit seinen kargen Landschaften und ab dann geht es stetig bergab. Hinunter vom Altiplano, durch rote Schluchten, ins fruchtbare Tiefland.

Unterwegs





DIE SCHLECHTESTE STRASSE DER WELT
Tag 211, Pojo - Samaipata 

Wir tauchen ein. Mit einmal können wir keine 50 m mehr weit schauen, wir sind mitten im bolivianischen Nebelwald. Wo eben noch 25°C waren und die Sonne am strahlend blauen Himmel schien, sind mit dem eintauchen in die dichte weiße Nebelwand mit einem Schlag nur noch 15°C und die feuchte kriecht einem sofort in die Knochen. 
Die Straße vor uns, die eben noch aus festem Lehm war verwandelt sich durch die Feuchtigkeit des Nebels in eine Schlammpiste. Was mit einem Dirtbike sicher irre Spass machen würde, wird mit Puschi zur Herausforderung. Wir sinken teils fast bis zur Radnabe ein und das Heck schlittert hin und her. In einem anderen Fahrzeug würde ich es als driften bezeichnen, aber in unserem Fall eher als mehr oder weniger kontrolliertes rutschen. Nachdem wir einen Pass mit 4511 m überquert haben geht es nun fast ausschließlich Bergab. Schon der kleinste gegenanstieg lässt uns das Blut gefrieren. Steckenbleiben bei dem Wetter, dem Schlamm und den LKW'S, die bergauf nicht anhalten können wäre mehr als unpassend. Klar, wir wurden gewarnt, aber so etwas als Straße in eine Landkarte aufzunehmen? In 10 Jahren, wenn die Straße fertig ist macht das Sinn. Die Bolivianer scheinen auch jede Kurve, an der es halbwegs anständig den Hang hinunter geht mit einem Denkmal versehen zu müssen. Blieben wir stecken gibt es zumindest andere Fahrzeuge die uns herausziehen können. Hier sind wir nicht allein. Auf der gesamten Strecke finden Bauarbeiten statt. Stützwände aus Beton oder Gabionen, Entwässerungsbauwerke und überall wird der Lehm und Schlamm von hier nach da gefahren. Ein bisschen Kalk und dann Zement ausstreuen, zwischendurch fein durchkneten und den Boden verbessern und verfestigen kennen die hier offenbar noch nicht. Schade. 40 km bangen, hoffen und staunen wir zu was unser Auto in der Lage ist. Leider nimmt unsere Ölwanne einen größeren Stein im Schlamm mit und bekommt eine schöne Delle, aber sie bleibt dicht. Die Gute. 100 m Übergangsbereich, danach ist alles wieder trocken. Im ersten Dorf halten wir essen Mittag und staunen über den Schlamm der es bis auf die Solarzelle in 2,4 m Höhe geschafft hat. 100 km sind es noch bis Samaipata. 2,5 Stunden brauchen wir. Stop and go. Wie im Stadtverkehr nur hier, weil der Straßenbelag sich abwechelt und nicht aufgrund der zu vielen Ampeln und Fahrzeuge. 

Die Nebelwand 

Eingetaucht








Und wieder raus

Gegen späten Nachmittag kommen wir dann endlich in Samaipata an. Schlammverkrustet, aber wir haben es geschafft. 
Wir sitzen bei Falafel und einem Bier in einer Bar am Plaza. Wir schlafen heute hier. Den Weg zum unserem eigentlichen Zielort haben wir im Dunkeln und aufgrund der Wegbeschreibung (meistens gradeaus oder rechts) einfach nicht gefunden. 


Weiter abwärts

Dreckig?!


PARTY 
Tag 212, Samaipata 

10 Uhr. Wir lernen heute endlich David, Meli, Ilian und Lina kennen, bei den Vieren werden wir die nächsten Wochen verbringen, mit ihnen leben und sie bei ihren täglichen arbeiten auf ihrer Farm unterstützen. Sie kündigen heute einen großen Geburtstag an und wir sollen gleich mit.  Also bleiben wir in der Stadt und waschen den ganzen Tag bei Davids Papa im Haus Wäsche, auf der Farm gibt es keine Waschmaschine. Da kein Strom. Oje, worauf haben wir uns hier eingelassen.  
Am Abend sind wir bei Alex. Die feiert mit zwei weiteren Leuten aus Samaipata in ihrem neuen Haus Geburtstag. Wir sind überrascht, denn eigendlich hatten wir einen Abend in ausschließlich spanischer Sprache erwartet. 
3/4 der Gäste sprechen deutsch, der Rest Englisch. Alles Auswanderer und viele sind einfach hängengeblieben in dem schönen Ort. Wir werden sofort von allen herzlich aufgenommen und fühlen uns als wären wir schon ewig hier. Es wird ein langer Abend mit interessanten Begegnungen, etwas socialicing tut echt gut. 


EIN VERSTRICHENER TAG
Tag 213, Samaipata 

Puschi steht bei Alex vor dem Haus, den haben wir gestern Abend noch geholt, damit Greta schlafen kann und wir, also Jenni noch auf bleiben darf. Es regnete die ganze Nacht und auch der Tag verspricht keine Besserung. Wir schlendern eingepackt in Regenjacken und Gummistiefel durch die Stadt, gehen Mittagessen und nach der mittlerweile 3. Einladung gehen wir mit ins Haus. Ihre Tür steht immer offen und viele der gestrigen Gäste gehen ein und aus.  Der Tag vergeht mit quasseln und essen. Morgen sollten die Straßen weit genug abgetrocknet sein um den Weg hinauf zum Berg  zu wagen. Wenn es nicht regnet...

Regenschwarden
Greta erste Kakaofrucht


Gemeinsames Kochen bei Alex 


EL FUERTE
Tag 214, Samaipata 

Es regnete natürlich die Nacht weiter durch. Dedümm. Am Morgen hat es zwar aufgehört, jedoch ist immer noch kein hinauffahren zur Farm möglich. Kurz entschlossen entscheiden wir die berühmteste Sehenswürdigkeit bei Samaipata zu besuchen - EL Fuerte. Die Ruinen, 3500 Jahre alt bestehen hauptsächlich aus einem 200 m langen und 40 m breiten Sandsteinfelsen indem Linien, Figuren und Stufen eingelassen sind. Ebenfalls zu sehen sind Puma und Condor. Zu Zeit der Inkas wurden hier Zeremonien abgehalten. Wir laufen mit Christopher von der Party und ein paar weiteren Leuten aus seinem Hostel mit einem Führer durch die Ruinen. Nach Machu Picchu natürlich nichts Spektakuläres, aber interessant ist es trotzdem.

Das Gesicht 





AM ZIEL
Tag 215, Samaipata 

Endlich sind wir oben auf dem Berg. Trotz der abgetrockneten Straße sind die 7 km ein Herausforderung. Knietiefe Schlaglöcher, 3 Fluß (eher Bach) querungen und steiles bergauf und bergab, haben Puschi fast an seine Grenze gebracht. Einmal bleiben wir stehen und schaffen es mit viel Schwung dann aber doch, an der zweiten Flussquerung setzen wir auf und 200 m vorm eigentlichen Ziel geht nix mehr. Wir stehen. Kurzerhand werden wir die restlichen Meter von David gezogen und sind da. Vor uns liegt die Farm auf der wir die nächsten Wochen arbeiten, leben und einen anderen Weg als den uns bekannten kennen lernen werden. 

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