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Argentinen 3

14.11. - 20.11.


CHUBUT
Seit ca. 2 Wochen befinden wir uns im legendären Patagonien. Auf argentinischer Seite belegt die Landschaft eine Fläche von 765.720km2 (doppelt so groß wie Dtl.) und durchzieht sich durch 5 argentinische Provinzen bis hinunter nach Feuerland. Unter anderem durch die Provinz Chubut in der wir uns momentan befinden. Chubut ist 225.000km2 groß und besitzt eine Bevölkerungsdichte von 2,3 EW/km². Trockenes steppenartiges Grasland und immer währenden Wind begleiten uns hier. Überall liegt Staub in der Luft und verklebt Nase, Augen und Ohren.


Deutlich spürbar ist die Erdgas und Erdöl Förderung im Südosten der Provinz, der Benzinpreis sinkt von 1.27€ auf 77 Cent. Bekannt ist Chubut für die Halbinsel Peninsula Valdés, 2 größere Salzseen und 2 versteinerte Wälder.


VORÄTE AUFSTOCKEN
Tag 26, Las Grutas - Sierra Grande, 2875km

Heute brauchen wir nicht viele Worte. Unser Tag bestand aus einer ca. 130km langen Autofahrt auf der Routa 3 Richtung Valdés, eine Halbinsel und Naturschutzgebiet. Wir halten in Sierra Grande, dem letzten größeren Ort vor besagten Ziel, erledigen unsere Online Geschäfte und decken uns mit Vorräten ein. Der Wind ist heute so stark, das ein fortbewegen mit Auto oder zu Fuß nur mühsames vorankommen bedeutet. Greta wir vom Wind sogar um gepustet.
An der Tankstelle, welche uns mit WLAN versorgt, treffen wir auf eine Gruppe Motorrad Fahrer, diese fahren 10.500km (ungefähr die selbe Route wie wir) in 21 Tagen, das bedeutet ca. 400- 500km pro Tag. Wir sind froh zu Wissen, dass wir dies auch könnten, wenn wir wöllten und schön das wir das aber nicht müssen.


VORBEI MIT DER EINSAMKEIT
Tag 27, Sierra Grande - Puerto Pirámide, 3104km

Heute wollen wir bis auf die Halbinsel Valdés fahren. Dazu müssen wir das Bundesland Rio Negro verlassen und nach Chubut einreisen. Seit unserem ersten Tag in Uruguay wissen wir, dass es an allen Grenzen, auch die Inneren so genannte Fruchtkontrollen gibt. Für uns heisst das die 3. Grenzüberquerung dieser Art.
Wie immer für uns völlig überraschend, da wir diesbezüglich nicht in die Karte, das Handy oder das Tablet schauen. Ein Schild warnt 1km vorher das nun die Kontrolle folgt und es besser ist kein Obst, Fleisch oder sonstige verderbliche Waren dabei zu haben. Falls einem doch der Fehler unterläuft muss man alles abgeben und sich zur Strafe bzw. zu Lehrzwecken einen Film ansehen. Wir rollen voll bepackt an die Grenze,  super das wir gestern Großeinkauf gemacht haben und Obst ca. das doppelte wie in Deutschland kostet. Binnen Sekunden entscheiden wir das schlafende Kind aus dem Bett zu reißen und Greta darf auf dem Beifahrersitz Platz nehmen. Denn immer wenn die Beamten Greta gesehen haben durften wir einfach durch fahren und mussten nicht, wie so viele andere eine intensive Kontrolle mitmachen. Wir rollen also im Schritttempo ran, Greta wird wahrgenommen und weiter geht's. Sie darf wieder ins Bett. 5km später wieder das Schild. Ach Mist, das war erst die Ausreise, das arme Kind. Schlafend verpasst Greta auch noch die Einreise nach Chubut. Nun sind wir beide gespannt ob das immer so gut klappt oder wir auch noch irgendwann in den Genuss des kleinen lehrreichen Lichtbildvortrag sehen dürfen.

Kurz vor Valdés knacken wir noch unsere 3000km Marke. 
Wir bleiben konsequent bei 1000 km/Woche.

Peninsula Valdés ist seit 1999 UNESCO Kultur Erbe. Die Halbinsel ist bekannt für seine Artenreiche Tierwelt. Die Flora kann es auch nicht sein, es gibt auf der ganzen Insel keinen einzigen Baum. Die Landschaft ist geprägt von hüfthohen dürren Sträuchern und vertrockneten Gräsern, unterbrochen wird dieses Bild von weißen Punkten. Schafe. Überall. Denn obwohl Naturschutzgebiet, ist die ganze Insel in Estancias (Farmen) aufgeteilt. Für uns etwas irritierend aber gut. Vielleicht überzeugt ja die Fauna. So gibt es hier neben den uns schon bekannten Seelöwen noch See Elefanten, Magelanpinguine, 3 verschiedene Delfinarten und Orcas. Außerdem bringen hier Southern Right Wale ihre Jungen zur Welt, leider sind wir hierfür knapp einen Monat zu spät.  Neben aller Meeresgetier gibt es auch wieder zig Vogelarten, Gürteltiere, Guanacos und Choique (Ministrauß).






Das wir jetzt auf einen Touristenhotspot fahren wird uns schlagartig bewusst, als wir auf der einzigen Straße die nach Valdés führt, knapp 42€ Eintritt zahlen müssen und uns in einer Tour Camper entgegen kommen. Es gibt also noch andere Knalltüten wie uns. In den letzten Wochen kamen uns nicht mehr als 2 entgegen.


Beim Eingang wurde uns darauf hingewiesen, dass Camping außer auf dem einen Campingplatz im ersten Ort strengsten untersagt ist. Wir pfeifen natürlich drauf und suchen uns eine einsame Bucht, wie ca. 20 andere Weltenbummler. Als wir den sandigen schmalen Weg hinab fahren und uns der Blick auf die Bucht freigibt könnte man meinen hier befindet sich ebenfalls ein Campingplatz. Ca. 10 Fahrzeuge stehen in unsern einsamen Bucht.






INSELERKUNDUNG
Tag 28, Puerto Pirámide - Pinguinkolonie, 3220km

Auf meiner allmorgendlichen Jogging Runde, ich hatte mir vorgenommen wenigstens einmal am Tag laufen zu gehen oder mich sonst wie sportlich zu betätigen, habe ich heute eine Entdeckung gemacht. Das ich sonst weder was entdeckt oder etwas erkundet habe liegt wohl einfach daran das ich es die 27 Tage vorher vor zog noch im Bett liegen zu bleiben und mir laufen, wandern oder klettern gehen einfach vorzustellen. Am Strand lag ein riesiger Fisch ca. 1,50m lang, allein der Kopf maß eine Elle im Durchmesser. Leider komme ich ein paar Tage zu spät denn er war schon fein säuberlich filetiert.
Die Straße um die Halbinsel ist in einem so schlechten Zustand das wir nur maximal 20kmh fahren können und selbst da klappert unser Auto ganz fürchterlich. Da Jenni fährt kommen wir doch etwas schneller voran. Liegt wohl daran das sie der festen Überzeugung ist ein Auto muss sowas abkönnen. Bis heute früh dachte sie auch noch der kleine rote Knopf an den Plastikfenstern ist nur die Befestigung. Immerhin geht bei der Hälfte der Verschlüsse die Sicherung noch, der Rest geht ganz komfortabel ohne entsichern auf. Ich leide, ich bange und ich  hoffe.



😲 Alte Autos klappern nun mal!  Am Ende hat auch Sören das Einsehen. Rein klappertechnisch macht es keinen Unterschied ob wir mit 20 oder 60km/h die Straße entlang fahren. Wir kommen endlich etwas vorwärts.
Erster Halt - unser erster Schnee...


Nein natürlich nicht. Es sieht nur so aus und fühlt sich beim gehen an als würde man über Pulverschnee laufen. Salina Chica. Ein Salzsee welcher 18m unter dem Meeresspiegel liegt. Wieder mal haben wir die Größen Verhältnisse unterschätz. Die Halbinsel die auf der Karte recht klein aussieht ist ca. 5 mal so groß wie wir geschätzt haben. Statt der 40km Rundstraße ist diese 220km lang.  Der "kleine" See hat ca. die Größe des Kulkwitzer Sees. Wir laufen eine Runde übers Salz, sind fasziniert von der rosa Farbe, die durch die hier lebenden Krebse verursacht wird (die die auch für die rosa Farbe der Flamingos  zuständig sind) und fahren weiter.

Wir halten an einer See Elefanten Kolonie und... finden Sie furchtbar langweilig. Diese riesen Exemplare liegen einfach nur rum,  keiner zuckt auch nur.



Nach ca. 5 min beginnt ein kleineres Exemplar sich Richtung Wasser zu bewegen. Dies geschieht wie folgt: das recht korpulente Tier bringt seine Masse durch robben in Bewegung, dabei schlagen die Fettschichten an seiner Seite Wellen.  Nach 3m Pause, erst mal ausruhen war ja anstrengend. Nach einer Minute geht es weiter, diesmal nur 2m, wir wollen es ja nicht übertreiben und so weiter und so fort. Es dauert ca. 5 min bis das Tier die 10m bis zum Wasser überwunden hat. Im Wasser scheinen sie dann schwerelos und schwimmen in einer beeindruckenden Geschwindigkeit die man ihnen gar nicht zugetraut hätte.


Wir fahren noch ein Stück weiter, aufgrund der Steilküste wird es heute schwierig mit Schlafplatz finden. Wir biegen nach rechts ab als wir die Aufschrift Pinguine lesen und gelangen zum Aussichtspunkt. Hier stehen Informationstafeln und ein kleiner Pinguin aus Holz.
Nein, warte er bewegt sich. Wir stehen inmitten einer Pinguin Kolonie. Das erste mal, nein Moment die Robbe fand sie auch Klasse, scheint sich Greta für andere Tiere zu interessieren, nach wir vor ist jeder größere Hund furchtbar aufregenden.


Die kleinen Kerlen sind aber auch putzig und Greta gar nicht so unähnlich. Zumindest im Gang. Wir beobachten eine Weile und beschließen auf gut Glück hier zu übernachten. Mit Eselgeschrei, es klingt nämlich inmitten einer Pinguinkolonie wie inmitten einer Eselherde, schlafen wir ein.






INSELERKUNDUNG DIE ZWEITE
Tag 29, Pinguinkolonie - El Pescadero, 3398 km

Wir erkunden weiter die Insel, die Straße wird nicht besser und das Landschaftsbild auch nicht aufregender.

Besuch zum Mittag

Wir machen Halt an einer weiteren See Elefanten Kolonie. Diese sind etwas agiler als die von gestern und üben sich in wilden Territorien Kämpfen. Spannend.



Auch heute trotz anstrengenden Auf-Meer-schauen leider keine Wale. Wir beenden den Rundweg der Insel mit dem Ergebnis. Ganz nett aber nicht aufregend. Vielleicht sind wir auch einfach zu ungeduldig und zur falschen Zeit da..  Wir beschließen noch einmal an die Bucht von vorgestern zu fahren und dort zu übernachten.




WAL IN SICHT
Tag 30, El Pescadero, 3398 km  
Heute haben wir uns zwar nicht von Fleck bewegt, dennoch waren wir ein Quäntchen produktiver als der Seelöwe oder Elefant der den ganzen Mittag seinen Bauch in unserer kleinen Bucht gesonnt hat.


Wir haben warmes Wasser aus der Dusche. Das elend mit unserer Warmwasserbereitung zieht sich schon ein, zwei Wochen hin. Ständig ist der Boiler undicht, er ist nicht für Druckwasser ausgelegt und die extra starke Wasserpumpe sorgt nun dafür das er extra stark tropft. Nach 3 Fehlversuchen ist es endlich geschafft, hoffentlich. In unserer kleinen Bucht haben es sich noch ein paar andere Familien gemütlich gemacht und Greta kann mit den anderen Kindern spielen.



Aber insgeheim hoffen wir endlich einen Wal zu sehen. Nun sind wir schon erfolglos, zumindest was die Walbeobachtung angeht, um die ganze Insel gefahren, aber haben schon die tollsten Geschichten gehört. Von Wal Kühen mit ihren Kälbern im fotografier fähigen Abstand von der Küste aus etc. Der Boiler ist grade in Betrieb gegangen und ich mach mich über den kaputten Badschrank her, da laufen alle mit Kamera in der Hand zum Strand. Es ist soweit eine Kuh und ihr Kalb hat sich in unsere kleine Bucht zurückgezogen und wird zum Opfer der Paparazzi. Sie nähern sich bis auf ca. 70 m an die Küste heran und schwimmen erst nach einer Stunde davon. Beschleunigt durch das Walbeobachtungsboot welchen einen Abstand von nur 20 m für angemessen hält. Bis heute hatte ich darüber nachgedacht eine solche Tour zu buchen, aber sowas ist einfach nicht richtig.




Bei Ebbe hat Jenni dann noch unser Abendessen gesammelt, es gibt Miesmuscheln. Bei einem Glas Rot Wein unter dem gigantischen Sternhimmel lassen wir den tollen Tag ausklingen. Die Stille die uns umgibt, heute ist es windstill was äußerst selten in Patagonien ist, wird nur durch das wilde schnaufen beim Luft holen der riesigen Meeressäuger unterbrochen.


FRÜHSRÜCKSBESUCH
Tag 31, El Pescadero - Punta Flecha, 3504 km

Wir sitzen draußen beim Frühstück, warm genug ist es um 10 dafür. Die Beobachtungsboote fahren wieder in der kleinen Bucht umher, was davon zeugt das die Wale noch immer da sind. Bei dem Wellengang sind sie aber von Land nicht auszumachen. Greta turnt auf ihrem Klappstuhl umher und kippt langsam um. Jenni fängt sie grad noch so auf. Fertig mit essen das liebe Kind.

Sie rennt ums Auto und um den Tisch auf einmal steht sie kurz still und geht ganz langsam nach vorn. Jenni bemerkt zum Glück ganz schnell was Greta da entdeckt hat und reißt sie weg. Eine Handteller große Tarantel  einen halben Meter vor ihr und einen Meter neben unserem Frühstücktisch.  Die hatte sich wohl unter dem Auto versteckt, denn auf dem Schneeweißen Untergrund wäre dieser kuschelweiche schwarze Achtbeiner sofort aufgefallen. Ab jetzt sind die gewonnenen 5 Minuten in Ruhe zusammen Frühstücken, wenn Greta umher läuft wieder verloren. Einer hat immer Kinderdienst.



Gegen Nachmittag fahren wir weiter. Runter von Valdés nach Punta Flecha, in der Hoffnung auf mehr Wale.


MONAT 2
Tag 32, Punta Flecha – Puerto Madryn,  3525km

Heute frühstücken wir drinnen und gehen dann bis zum Mittag am Strand spazieren. Ein kleines Stück ist es nur bis zur Steilküste von wo aus die Wale beobachtet werden können. Heute haben diese auch faulen Sonntag und sind nicht zu sehen, selbst von einem 12 m hohen Masten an der Klippe ist keiner zu erkennen.



Wir fahren weiter nach Puerto Madryn, hier wollen wir morgen unsere Einkäufe erledigen und endlich mal Wäsche waschen. Das dies dringend notwendig ist, zeigt uns ein Drogeriebesuch in dem uns vermutlich aufgrund unseres nicht mehr ganz so sauberen Auftretens permanent der Security hinterher läuft.


1 Monat unterwegs Kurzes Resümee

Das Land ist so wahnsinnig groß, viel haben wir noch nicht geschafft und doch sind wir schon einen ganzen Monat unterwegs. Es fühlt sich auch noch nicht an wie einer, eher wie 2 Wochen. Es ist toll keinen Stress zu haben und sich jeden Tag treiben zu lassen. Entschleunigt sind wir noch nicht ganz, soviel steht fest. Wir sind immer noch auf der Flucht, aber wir sind schon langsammer geworden. Wir geniesen die Zeit miteinander und wachsen als Familie neu zusammen. Das Leben auf ca. 12m² bildet da schon eine Masteraufgabe für sich. Kochen, Schlafen, Spielen, Essen, Toben und Waschen und das meist alles gleichzeitig ist eine Herausforderung, die wir täglich bestreiten. Wir mussten und müssen uns erst daran gewöhnen, es wird täglich ein bisschen besser. Rückzugsort?! Zeit für sich?! Was war das nochmal?
Es ist nicht immer alles schön, wir werden oft vor neue und vor allem andere Herausforderungen als zu Hause gestellt, aber auch das macht die ganze Sache wieder intressant und das Leben erst lebenswert.





Sprittpreis/ Tag: 18€
Essenskosten pro Tag: 32€
durschnittl. Campingkosten (3 Nächte sonst Wildcamping oder Tankstellen): 30€

Hier einige Preise
Museen: sind kostenlos
Sprit 1,20€/l
Eis: 2,10 (2 Kugeln)
Rindfleisch: ca. 5 €/kg
Salat: ca 2€
Nudeln 500g 1€
Bananen 2€/kg
Eier: 1€/6Stk
Dosengemüse 2 €
Milch 1,20€
1 Lappen 1 €

Wir kommen mit ca. 50 - 55 € pro Tag aus. Vieles ist extrem teurer als in Deutschland. In den vergangenen Jahr gab es in Argentinien eine unglaublich hohe Inflation, leider wurde der Wechselkurs dem nicht angepasst, daher die für uns extremen Preise.





1 Kommentar:

  1. Das arme Kind 😱 so eine Riesen spinne *Schrei* :)
    Mit kommt es auch noch nicht so lange vor, das ihr weg seit... aber ihr fehlt uns :*
    Greta sieht so groß aus auf den Bildern....

    Wir knutschen und drücken euch!!! :-*♡♡♡♡♡

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